In die Ecken geschaut

Aus allen Medien erreichen uns die Nachrichten über das leise Verschwinden der Insekten. Die Situation ist besorgniserregend und der Handlungsbedarf groß. Auf die Ursachen und Zusammenhänge möchte ich an dieser Stelle gar nicht eingehen, sondern ein paar Beispiele zeigen, wie und wo natürliche Nischen für Insekten, Bienen, Hummeln und andere Kleinstlebewesen geschaffen werden können, was wiederum auch den Vögeln zugute kommt. Denn, um einen kleinen Beitrag leisten zu können, muss man gar nicht auf dem Land wohnen oder über einen großen Garten verfügen.

Mitten in Zürich liegt der Sempersteig, eine Treppenverbindung, die vom Hirschengraben zur Universität hinauf führt. Die mittig angelegten Treppen sind von Beeten gesäumt, die nicht etwa mit bodendeckenden und vor allem pflegeleichten, aber für die Tierwelt völlig nutzlosen Pflanzen begrünt sind, wie man es in öffentlichen Grünanlagen leider immer noch viel zu häufig sieht, sondern bieten auf kleinstem Raum Lebensräume für vielerlei Krabbeltiere. Holunder, Schlehen, Weißdorn, Kornelkirschen sind nur einige der Wildfrüchte, die hier gedeihen.

Über alle Jahreszeiten hindurch ist eine Vielzahl an nützlicher Pflanzen anzutreffen: Huflattich, Bärlauch, Scharbockskraut und Knoblauchrauke als Frühjahrsboten. Danach eröffnen die Akeleien im frühen Mai den Sommerreigen. Es folgen Malven, Wildrosen, sogar ein Alant und noch viele mehr. Und zwischen all der blühenden Pracht gibt es Tonscherben und Totholzhäufchen. Ein Paradies für Insekten, Bienen, Hummeln und Vögel inmitten der Großstadt. Sogar Eidechsen habe ich hier schon gesichtet. Betreut werden die Beete übrigens von einem, in der Nähe wohnhaften, passionierten Gärtner mit ganz offizieller Genehmigung der Behörden.

Ganz in der Nähe liegt eine weiteres kleines Paradies für krabbelnde und fliegende Lebewesen: das Wildblumenbeet mit dem Insektenhaus der ETH in der Karl-Schmid-Strasse.

Auch in meinem Garten achte ich darauf, dass es genügend Ecken und Nischen gibt, wo sich alles was krabbelt, kriecht und fliegt, ernähren, verstecken und vermehren kann.

Selbst auf dem kleinsten Balkon kann man Unterschlupf und Nahrung bieten: Ein Insektenhäuschen braucht nicht viel Platz. Und ein paar Töpfe oder Kästen mit Küchenkräutern wie Thymian, Rosmarin, Bohnenkraut und Schnittlauch sind nicht nur für die Küche eine Bereicherung sondern auch Bienenweide.